Kommunalwahlen 2021 in Hessen:
Trotz der Coronapandemie können wir keine Entspannung der Wohnraumsituation vermelden, es hat lediglich temporär der Druck nachgelassen, dieser ist aber weiterhin auf hohem Niveau. Nach dem Ende der Pandemie spätestens im Jahr 2022 wird der Druck Jahr für Jahr weiterwachsen. Der allgemeine Wohnungsmarkt wird spürbar teurer und es gibt keine Anzeichen, dass sich das ändert – im Gegenteil.
Die Versorgung mit Wohnheimplätzen liegt dagegen unter dem Bundesschnitt von rund 10 %: Nur rund 7 % der Studierenden haben einen Platz in einem privaten, kirchlichen oder einem Wohnheim des Studentenwerks Frankfurt am Main.
Zur Bewältigung des Studienalltags und zur gesellschaftlichen Teilhabe ist die hochschulnahe Schaffung von studentischem Wohnraum erforderlich, auch um die Studien- und Wissenschaftsstandorte im Rhein-Main-Gebiet zukünftig attraktiv zu halten! Eine bessere Versorgung durch Wohnheime trägt zudem bei, den allgemeinen Wohnungsmarkt zu entlasten und hilft so allen Wohnungssuchenden.
Um mehr studentischen Wohnraum bauen zu können, ist das Studentenwerk Frankfurt am Main dringend auf geeignete Baugrundstücke und Zuschüsse angewiesen. Allein um auf die bundesweite Versorgungsquote von ca. 10 % zu kommen, fehlen im Rhein-Main-Gebiet 2.500 Plätze, davon rund 2.000 in Frankfurt am Main.
Anlässlich der hessischen Kommunalwahlen am 14. März 2021 hat das Studentenwerk Frankfurt am Main Anforderungen für die Kandidaten/innen formuliert. Hierin wird der Bedarf von geeigneten Grundstücken, ausreichender Fördermittel auf der Grundlage von öffentlich geförderten weiteren 2.500 Plätzen in der Stadt Frankfurt am Main und in den Hochschulstädten Wiesbaden, Offenbach, Rüsselsheim und Geisenheim gesehen.
Die Kosten für die Grundstücksbeschaffung, strengere Bauvorschriften sowie die Steigerung der Baupreise von 3 % je Jahr und darüber hinaus lassen die Baukosten für die Herstellung eines Wohnheimplatzes rasant anwachsen. Vor 10 Jahren konnte ein Platz in einem Studierendenwohnheim zuzüglich der Grundstückskosten - gemeint sind Einzelappartements mit 20 m², eigenem Bad, Pantryküche und voll möbliert - noch für unter 60.000 EUR realisiert werden, heute haben die Bruttogesamtkosten je Platz 80.000 EUR überschritten.
Um die Studienstandorte im Rhein-Main-Gebiet auch zukünftig attraktiv zu halten, besteht dringender Handlungsbedarf:
- Die Politik sollte mehr Augenmerk auf den Bau günstigen Wohnraums des allgemeinen Wohnungsmarktes legen, der für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen erschwinglich ist.
- Einführung bzw. Fortführung der Förderprogramme für studentisches Wohnen durch das Land Hessen als auch durch die Hochschulstädte. Neben günstigen Darlehen der öffentlichen Hand werden „echte“ Baukostenzuschüsse benötigt.
- Um gemeinsam voran zu kommen, wird hierfür jetzt sowohl Unterstützung bei der Bereitstellung geeigneter Baugrundstücke durch das Land Hessen als auch durch die Hochschulstädte benötigt, die günstige Mieten erlauben und von denen die Hochschulstandorte gut erreicht werden können!
- In Frankfurt am Main muss die explizite Aufnahme von Studierendenwohnheimbau in die 15 % der Fläche erfolgen, die gemäß Baulandbeschluss für Genossenschaften und Initiativen des gemeinschaftlichen Wohnens bei der Entwicklung neuer Wohngebiete vorbehalten sind.
- dem Nutzungszweck angemessene Vorschriften beim Bauen und Verzicht auf Stellplatzanforderungen bei öffentlich geförderten Wohnheimen mit Mobilitätskonzept.
- Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und eng getaktete ÖPNV-Anbindung zu den Hochschulstandorten sowie Ausbau der Radwege, um schnell und sicher vom Wohnort zum Campus zu gelangen.
Es ist gesetzlicher Auftrag des Studentenwerks, günstigen Wohnraum für sozial schwächer gestellte Studierende aus dem In- und Ausland zu errichten. „Hervorragende Hochschulen ziehen immer mehr internationale Studierende in das Rhein-Main-Gebiet. Für diese Studierenden, aber auch für die, die aus ganz Deutschland kommen und nicht von hier sind, ist es besonders schwer, ein Zimmer oder eine Wohnung zu finden. Das Thema preiswertes Wohnen muss Chefsache im Land Hessen und in unseren Hochschulstädten werden. Die Mandatsträger im Hessischen Landtag wie die in den Kommunalparlamenten und den Stadtverwaltungen sind gefordert, für günstigen studentischen Wohnraum zu sorgen.“, so der Verwaltungsratsvorsitzende des Studentenwerks Frankfurt am Main und Vizepräsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz.
„Wohnheime sind heute topmodern und bieten besonders für Studienanfänger optimale Bedingungen zu fairen Mieten, daher wollen wir deutlich mehr davon bauen. Immerhin wurden in den vergangenen Jahren weit über 1.000 öffentlich geförderte Plätze gebaut, mehrere Hundert Plätze sind im Bau. Es sind jedoch zugleich die Studierendenzahlen um über 50 % gewachsen. Angesichts des geringeren Angebots an günstigen Wohnungen brauchen wir jetzt geeignete Grundstücke sowie weitere öffentliche Förderung für den Wohnheimbau“, so Konrad Zündorf, Geschäftsführer des Studentenwerks Frankfurt am Main.